Sport für junge Flüchtlinge

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Der TV 08 Holzheim ist einer von 5  Stammvereinen der


HSG Pohlheim

Hamzas, Alis und Mahmuts Energie



SPORT MIT FLÜCHTLINGEN Junge Syrer in Übungsstunden des Holzheimer Projekts „Schule und  Verein“ integriert



HOLZHEIM. Eigentlich geht es in dieser Doppelstunde um Integration durch Sport. Doch erst einmal wird ausgegrenzt. Um vom Presse-Fotografen abgelichtet zu werden, sollen die Kinder eine Erlaubnis ihrer Eltern mitbringen. Doch Hamza, Ali und Mahmut machen unmissverständlich klar, dass sie nicht mit auf die Fotos dürfen. Eine Veröffentlichung erscheint ihren Eltern oder Bezugspersonen dann doch etwas heikel. Denn sie sind junge Flüchtlinge aus Syrien, die in Holzheim auf dem Festplatz in Containern untergebracht sind.

So laufen die ersten Übungen in der Turnhalle der Regenbogen-Schule in Holzheim ohne sie ab. Doch als der Fotograf von dannen ist, sind Hamza, Ali und Mahmut mitten drin in den sportlichen Übungen, die Christiane Glaum vorbereitet hat. Wie selbstverständlich machen sie mit. Schließlich kennen sie die übrigen Teilnehmer inzwischen gut vom gemeinsamen Unterricht in der Holzheimer Grundschule. Und beim Projekt „Schule und Verein“ in Zusammenarbeit mit dem Turnverein Holzheim sind sie ebenfalls engagiert dabei. „Sie machen gerne mit“, betont Christiane Glaum, die seit 1999 donnerstags das Sport- und Spielangebot für die Dritt- und Viertklässler in der Turnhalle unter ihren Fittichen hat.


Verständigung klappt


Hamza, Ali und Mahmut haben auch schnell die sportlichen Aufgaben und Spielregeln raus. Über weite Strecken klappt die Verständigung gut. Die Deutsch-Kenntnisse des Trios sind unterschiedlich, aber meist ausreichend, um die Übungen oder Spiele zu verstehen. Wenn Fragen bleiben, dann hilft einfaches Vormachen. Oder Ausprobieren. Oder Baran. Der türkische Junge aus Holzheim spricht Kurdisch, genauso wie der zehn Jahre alte Hamza, der mit seinem Vater über Griechenland nach Holzheim gekommen ist und noch auf die Ankunft der Mutter und drei kleinerer Geschwister wartet. Und wenn etwas mit dem arabisch-stämmigen Ali geklärt werden muss, dann ist die Dolmetscher-Strecke halt noch eine Station länger. Ali – Hamza – Baran – Christiane Glaum. Aber wie an vielen anderen Stellen unseres Globus klappt die Verständigung beim Sport schnell gut.

Dabei hat nur der elfjährige Ali Fußball-Erfahrungen aus Syrien mitgebracht und dort in einem Verein trainiert, wie er erzählt. Für Hamza und Mahmut habe der Sport in ihrer Heimat keine große Rolle gespielt. Davon ist in Holzheim kaum etwas zu merken.

Dass sie so engagiert mitmachen können, liegt manchmal an Kleinigkeiten. Beispielsweise, dass sie mit entsprechendem (Sport-)Schuhwerk ausgestattet sind. Das hat Christiane Glaum über Spenden von ihrem Arbeitsplatz an der August-Hermann-Francke-Schule in Gießen mitgebracht. Und so geht es vor jeder Übungsstunde erst an die Kiste mit den Schuhen.

Für andere Episoden haben die syrischen Erwachsenen aus Holzheim gesorgt. Das Angebot von Christiane Glaums Mann Dieter zum Fußballspiel montags in der Halle nahmen sie gerne an – und erschienen beim ersten Besuch mit Stollenschuhen!


„Freies Spiel“ dosiert


„Da geht es manchmal schon sehr verbissen zu“, berichtet Dieter Glaum – und von einem Krankenhaus-Besuch eines Flüchtlings nach einer allzu harten Attacke. Dass da einige überschüssige Energie darauf wartet, freien Lauf zu haben, dieser Eindruck drängt sich auch auf, wenn Christiane Glaum „Freies Spiel“ ansagt. Dann sind Hamza, Ali und Mahmut mit vollem Engagement dabei – weshalb die Übungsleiterin diese Phasen nur dosiert anbietet.

Als am Ende der Doppelstunde Christiane Glaum Fruchtgummis anbietet, kommt von Hamza, Ali und Mahmut sofort die Gegenfrage: „Vom Schwein?“ Ja, diese Süßigkeiten beinhalten Gelatine vom Schwein. Und damit sind die Bonbons für die jungen Moslems tabu. Als Ersatz erhalten sie Salzstangen. Die sind okay, strahlen sie. Nicht immer lassen sich die kleinen Hürden der Integration so leicht bewältigen.


Albert Mehl






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